Der Anfang vom Ende ??

Die ersten Wochen der Chemotherapie starteten genau am 06. Oktober 2016.
Was war passiert?
Ich hatte Ende August eine schwere Krebsdiagnose erhalten, ein flächenmäßig kaum einzugrenzendes Mammakarzinom in der rechten Brust, das bereits in die Leber und in die Lymphen gestreut hatte. Man riet mir zu einer schnellen Chemobehandlung, operabel war der Tumor nicht, die Haut war bereits kontaminiert. Sechs Monate, falls die Chemo nicht anschlagen würde, würden mir noch bleiben, wenn es gut läuft. Aufgrund der gestreuten Metastasen konnte ich nur palliativ behandelt werden, curativ – also gesund würde ich laut der Einschätzung der Ärzte nicht mehr.
Das alles knapp sechs Wochen vor meinem 50. Geburtstag – Glückwunsch!
Der Onkologe fragte mich, ob ich Familie, gute Freunde hätte, die mich jetzt auffangen könnten.

Was nun? Der Onkologe wollte so schnell als möglich einen Port setzen, um die Behandlung lieber gestern als heute zu starten, das ging mir alles zu schnell. Ich hatte zwar die Voruntersuchungen für das Setzen des Ports zeitnah umgesetzt, jedoch die OP noch etwas herausgezögert – ich brauchte Zeit.
Auf jeden Fall wollte ich eine zweite Meinung einholen und zusätzlich wollte ich wissen, was Biokrebs (die Beratung erfolgt telefonisch nachdem man die Befunde dorthin gemailt hat) in meiner Situation empfiehlt. Gegenüber einer Chemobehandlung war ich sehr skeptisch eingestellt, hatte viel über die alternativen Heilmethoden gelesen und mich schon zum Zeitpunkt der Biopsie in der Facebook-Gruppe „Krebs ist heilbar“ angemeldet und dort verschiedenes aufgeschnappt.
Trotzdem habe ich mich dann zunächst widerwillig für die Chemo entschieden, der Krebs war bereits zu weit fortgeschritten, eine Aktivierung der Selbstheilungskräfte braucht Zeit, um zu greifen. Zeit, die mir fehlte. Der anthroposophische Gynäkologe hat mir unterstützend die Misteltherapie empfohlen. Die entsprechenden Spritzen musste ich selbst setzen, hatte ich schon erwähnt, dass ich Angst vor Spritzen habe und kein Blut sehen kann?? Viel Spaß beim Spritzen setzen. Selbstverständlich hatte ich meinen Onkologen informiert, der diese Therapie unterstützend befürwortet hat. Dazu habe ich dann von meiner Akupunkturärztin, einer chinesischen ehemaligen Oberärztin in Peking, die sowohl in westlicher als auch TCM-Medizin ausgebildet war, verschiedene Heilpilz-Mischungen und natürlich unmittelbar nach den Chemo-Sitzungen Akupunktur.

Ich bin mit meiner Diagnose nicht „hausieren“ gegangen, ganz im Gegenteil. Dennoch gab es einige Menschen, die ich einweihen musste und so erhielt ich am Tag der ersten Chemo, am 06. Oktober 2016 diverse SMS mit der Frage, wie es mir denn ginge. Das war natürlich total lieb gemeint, hatte mich zu dem Zeitpunkt jedoch absolut überfordert. Da kam mir die Idee, da die meisten auch bei Facebook aktiv waren, dass ich eine geheime Gruppe dort aufmache und alle so auf dem Laufenden halte. Diese Posts der ersten Monate habe ich hier zusammengetragen.

07. Oktober 2016
Hallo zusammen,
Tag 1 nach der Chemo neigt sich stark dem Ende … mir geht es soweit ganz gut … mein Verdauungstrakt weiß noch nicht so recht was los ist … morgens dicht und seit heute Nachmittag kaum zu schließen 🙁 … bin ein bisschen müde und habe den Tag soweit es ging verdöst.
Aber sonst alles okay 🙂
Mit Optimismus geht es in den nächsten Tag !!
gute Nacht! 😴😴😴

09. Oktober 2016
Scheibenkleister … bis heute früh war ich mit dem ersten Verlauf der Nebenwirkungen eigentlich ganz „zufrieden“… aber jetzt zeigt sich doch, dass dieser Weg nicht ganz einfach sein wird.
Die Krankenschwester hatte mir eine Spritze für Freitag mitgegeben, die evtl. Knochenschmerzen mit sich bringen würde … bis heute früh nichts zu bemerken … und dann wie eine Keule😟
Also nix Cockapoo-Treffen am Rhein und Johnny mal ordentlich mit seinen Artgenossen tollen lassen …
Bettruhe und dösen …. nun denn … von Geduld und Demut bin ich noch weit entfernt …. ABER … auf dem Weg …
Genießt diesen wunderschönen Sonntag ….❤️

11. Oktober 2016
Also … Tag 5 nach der Chemo …
Zuerst – ja, ich habe total unterschätzt, wie viel Kraft das kosten wird und wie stark meine Ruhepausen sein müssen … Aber ok, ich gebe mich dem ganz hin und lasse geschehen …
Zum anderen hoffe ich, dass ich heute vom Zwieback zum Süppchen komme, das ist tatsächlich auch ein Thema, das ich besser „vorbereiten“ muss …
Und zum Schluss die beste Nachricht:
Die Therapie schlägt an, der Tumor ist schon eindeutig verkleinert – bestätigtes Ergebnis meiner Akupunktur-Ärztin 💕🍀
Ich weiß, nicht übermütig werden … Aber ich bin auf dem richtigen Weg 🏁
Wünsche Euch noch einen schönen Tag!!!
Liebe Grüße …

13. Oktober 2016
So, die erste Hürde ist genommen … war beim Onkologen … Super Blutwerte und er war sehr überrascht, dass der Brust-Tumor schon so stark geschrumpft ist …
D A N K E … Ein schöneres Geschenk zum morgigen Geburtstag hätte ich mir nicht machen können …

22. Oktober 2016
Bester Krankenpfleger der Welt 💕🐾💕 …
Wahnsinn wie die Zeit vergeht, bin schon bei Tag 17 … Und mir geht es wirklich gut … Muss mir ausreichende Ruhepausen gönnen, dann ist alles perfekt …
Schönes Wochenende!

26. Oktober 2016
So, morgen geht es in die 2. „Projektrunde“ …
Bin sehr gespannt, was der Onkologe zum aktuellen Status sagt … mir geht es bis jetzt wirklich sehr gut, ich hoffe natürlich, dass ich durch die zweite Runde genauso gut durchkomme ….
Aber bevor es losgeht, werde ich mich von meiner Haarpracht trennen, ab morgen früh ist dann Mützen-/Turbanzeit ….
Gute Nacht, Ihr Lieben 😴💕😴

28. Oktober 2016
Yippie…
das gestrige Blutbild vor der Chemo hat ein super Ergebnis geliefert, wurde mir heute noch telefonisch vom Onkologen bestätigt … ALLE Blutwerte sind wieder im Normbereich, sogar die Leberwerte … die Ärzte haben mir gestern auch bestätigt, dass der Tumorrückgang so nicht erwartet wurde und eine überdurchschnittliche schnelle Ansprache der Chemo ist ….
Habe bis jetzt alles gut vertragen … mal sehen, wie es in den nächsten Tagen weitergeht …
Ach so, Glatze tragen ist gar nicht so schlimm 😍
Schönes Wochenende!!!

3. November 2016
Nur mal für’s Protokoll: Heute war ein 💩-Tag …
Ist Jammern auf hohem Niveau, da ich seit der 2. Chemo – bis auf Müdigkeit – beschwerdefrei war … nun denn morgen ist ein neuer Tag … gute Nacht 💤😴💤

12. November 2016
Es ist schon verrückt, dass ich schon im Juni, als wir diese Fotos gemacht haben, schon an Krebs erkrankt war … schicke Frisur …
Am kommenden Donnerstag geht es in die nächste Chemorunde, die Zeit fliegt …
Schönes Wochenende …

….. hoffnungsvoll!
17. November 2016
So, auf geht’s in die 3. Runde = Halbzeit ….
Bin sehr gespannt, wie das Blutbild heute ausfällt … habe letzte Woche essenstechnisch etwas gesündigt, hoffe, dass der Körper das dank der basischen Fußbäder verzeiht … und leider hatte ich auch ein wenig beruflichen Stress 🙁
Ansonsten hat die letzte Chemo weiter gewirkt, wenn auch äußerlich nicht ganz so stark, wie die erste.
Zusätzliche Nebenwirkungen hatte ich keine und dank des tollen Erdungs-Schlafsacks hatte ich auch keine Knochenschmerzen mehr … somit kämpfe ich lediglich mit Müdigkeit und dem Verdauungstrakt, damit kann ich ganz gut leben 😊
Also, bitte Daumen drücken, dass es diesmal genauso gut läuft und die Blutwerte wieder so toll sind – Danke 😍

18. November 2016
Ihr Lieben,
soweit alles gut überstanden … Und erfreulicherweise ist das Blutbild auch wieder super, lediglich der Leberwert ist minimal aus der Norm, aber nicht mit dem Ausgangswert zu vergleichen … also meine kleinen Heisshungerattacken muss ich wieder gesünder / basischer in den Griff bekommen, dann ist der Wert vielleicht auch optimal … Wünsche Euch ein schönes und erholsames Wochenende!!

07. Dezember 2016
3 Wochen sind ja wie nichts verflogen …. schon wieder (Chemo-)Cocktailparty … Wahnsinn … zwischendurch hatte ich ja noch ein weiteres Blutbild mit guten Werten und einem sehr zufriedenen Arzt bzgl. Tumorentwicklung … Übelkeit &Co. waren in den ganzen 3 Wochen nicht vorhanden …. wenn die Müdigkeit nicht wäre, würde ich vielleicht vergessen, dass ich noch Killerzellen in mir habe …
Naja, so ohne Haare ist es ganz schön frisch im Winter, das erinnert mich natürlich auch immer wieder an meine Situation …
Drückt mir gerne die Daumen, dass ich die nächste Sitzung auch wieder gut überstehe und dass sie vor allem weitere Wirkung zeigt – Danke ❤️️❤️️❤️️

<< Am Tag vor meiner ersten Chemotherapie ist mein bester Studienfreund Wolfgang nach knapp dreijährigem Leben mit dem Krebs gestorben. Ich durfte ihn in den letzten 10 Monaten immer wieder besuchen, wir haben auch über den Tod gesprochen. Gerade er war es, der mir Mut gemacht, mir innigst die Chemotherapie ans Herz gelegt hatte und sich rührend um mich gekümmert hatte als mir der Port gesetzt wurde. Gabi, seine Frau rief mich spätabends an und überbrachte mir die Nachricht. Das es am Ende so schnell gehen würde, hatte ich nicht gedacht, allerdings war es eine wirklich Erlösung für ihn, er hatte schon viele Wochen Schmerzen, wurde schwächer. Gabi verfolgte auch meine Schritte und schrieb mir zu dem Post vom 07.12.2019:
Ich denke oft an Dich und drücke Dir natürlich die Daumen, dass Du die Chemo gut überstehst und die Krankheit besiegst. Von Wolfgang weiß ich aber auch, dass es nicht nur darum geht. Wenn an irgendeiner Stelle der Satz richtig ist, dann an dieser, denke ich: Der Weg ist das Ziel. In dem Kampf gegen die Krankheit wirst Du etwas über Dich und Dein Leben lernen, was Dir bislang verborgen geblieben ist. Und ich wünsche Dir sehr, dass Du dadurch etwas gewinnst. ❤️❤️❤️

  • Dagmar Christiane Liebe Gabi, ich denke auch so oft an Dich und auch an Wolfgang … hätte ihn gerne an der ein oder anderen Stelle um Rat gefragt und muss mich manchmal bremsen, nicht eine Mail an ihn zu schreiben … Ich weiß, was Du meinst, ich bin gerade an dem Punkt, herauszufinden, was mir die Krankheit „wirklich“ sagen will … fühl Dich umarmt 💕

Tatsächlich habe ich nicht nur unzählige Artikel, Bücher zum Thema Ernährung gelesen, sondern auch meine Louise Hay – Bücher hervorgeholt und diese regelrecht durchgearbeitet, immer dabei meine Situation hinterfragt und versucht die Lösung zu finden. Ich musste sehr schnell bemerken, dass jede Krebserkrankung eine andere Ursache und einen anderen Verlauf nahm. >>

23. Dezember 2016
Die Zeit vergeht – auch im Krankenstand – wie im Fluge …
in 27 Tagen werde ich meine hoffentlich letzte, dann sechste, Chemotherapie haben … die letzte ist mir zwar gut bekommen und sie verkleinert auch weiterhin merklich den Tumor, aber ich hatte dafür diesmal andere Nebenkriegsschauplätze …. Verdacht auf eine Thrombose am Port, der man mit einer achttägigen Blutverdünnungs-Tagesspritze zu Leibe gerückt ist.
Zwischendurch wurde es jedoch blau-violetter rund um die Narbe, so dass ich doch richtig in Sorge war. Das stellte sich dann bei der Untersuchung als blauer Fleck heraus 😉 zumindest weiß ich jetzt, dass man an einer Thrombose, die am Arm entsteht, nicht sterben kann und das fand ich sehr beruhigend 😊und gleichzeitig war ich sehr dankbar, dass ich noch bleiben darf …
dass die Leukozyten ebenso nicht so mitgespielt haben, fand dann mein Arzt wiederum schon fast beruhigend. Er meinte, er hätte zwischendurch schon daran gezweifelt, ob ich wirklich die Infusion bekommen hätte, so gut, wie ich drauf wäre und dann auch noch so wenige Nebenwirkungen hätte *ganz schön frech* … Naja, dank drei weiterer Spritzen (ich kann keine mehr sehen und das Selbstpieken fällt ehrlich gesagt immer schwerer) sind auch meine Leukozyten pünktlich zum Weihnachtsfest wieder in der Spur. Ich bin nicht mehr seine größte Sorgenpatientin *juhu* und habe mir erst einmal ein gutes Zeitpolster verschafft … alles wird sich bei den Untersuchungen im Anschluss an die letzte Chemo zeigen 💪🏻💪🏻💪🏻
Wie schnell das Leben vorbei sein kann, haben wir alle wieder am Montag spüren müssen, dafür bedarf es gar nicht immer einer schlimmen Krankheit – Gott sei Dank sind meine Berliner Familie und auch meine Freunde in Berlin alle wohlbehalten. <<Terroranschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt>>
Und dann gibt es da auch wieder Nachrichten über das wunderbare Ereignis einer Schwangerschaft und auch einer Geburt in diesen letzten vierzehn Tagen …
Nutzen wir jeden Tag für dieses wunderbare Abenteuer Leben mit all seinen Herausforderungen, die es uns stellt!!
Euch allen ein fröhliches und auch besinnliches Weihnachtsfest im Kreise Eurer Lieben und ein gesundes neues aufregendes neues Jahr! 🍾🎉🍀💕🙏🏻
Danke für die Hilfe und Unterstützung die mir insbesondere seit meiner Erkrankung zuteil wurde,
Liebe Grüße

Nur damit niemand denkt, das wäre ein Spaziergang gewesen … 5-6 Stunden-Sitzungen …

19. Januar 2017
So, heute war nun meine letzte Chemo … ich kann es nicht glauben, wie schnell die Zeit vergangen ist … 18 Wochen, die mein Leben verändert haben und auch weiterhin verändern werden … mir geht es wieder gut, meine Blutwerte sind sensationell gut für die Umstände …. jetzt gilt es die Untersuchungen im Februar abzuwarten … parallel will man mit einer Antikörper-Therapie weiter machen, alle 3 Wochen, Infusionen, allerdings nicht mehr mit den krassen Nebenwirkungen der Chemo … ich weiß noch nicht, ob ich das weiter mit mache … ich habe einiges über alternative Wege gelesen und werde erst einmal das finale Ergebnis abwarten, den Termin habe ich leider noch nicht …. wird aber nach dem 10.02. sein ….
Ich hoffe, Ihr / Sie seid / sind alle gut ins neue Jahr gekommen … 2017 wird weiter spannend bleiben, aber vielleicht nicht mehr so ganz hart … es bleibt uns zu wünschen …

3. Februar 2017
Schönen Start ins Wochenende …
mein Highlight am Mittwochabend… die Abschiedstournee von Queen Esther Marrow … Habe sie schon mal vor 10/15 Jahren in der Kölner Philharmonie gesehen … war sehr emotional … Und Gott sei dank war meine fette Erkältung, die mich nach der letzten Chemo flach gelegt hat, auch schon fast weg …

8. Februar 2017
So funktioniert es leider momentan nicht … immer noch erkältet 🙁 … und morgen geht es schon wieder zur ersten Antikörper-Therapie … wo bleiben eigentlich immer die 3 Wochen??

Im Februar 2017 enden also erst einmal die Einträge, also nur knapp 4 Monate nach dem Start.
Warum?
Anfang Februar hatte ich das Arztgespräch, die erste offizielle Diagnose nach dem Kontroll-CT, kurz danach musste ich mich dann im Brustzentrum vorstellen. Damals war ich nicht so weit, alles das mit Freunden oder Bekannten zu teilen. Fakt war – ich war nicht krebsfrei nach der Chemo, hatte jedoch mein Zeitfenster auf drei bis fünf Jahre erhöht. Niemand kann sich vorstellen, wie enttäuscht ich zu diesem Zeitpunkt war, in welch großes, dunkles Loch ich gefallen bin.
Zudem hatte ich plötzlich eine allergische Reaktion auf einen oder beide Antikörper entwickelt – laut Hautarzt. Meine Onkologen wollten diese Diagnose nicht teilen, immerhin bekam ich doch nun schon über viele Monate die Antikörper, zunächst jedoch in Kombination mit der Chemo, ab sofort ja alleine.
Und es war die Zeit, dass die psycho-onkologische Behandlung ein wichtiger Termin im Rahmen meiner Therapien geworden war.

Also, was sollte ich denn in dieser Zeit schreiben? Wie schlecht es mir zeitweise körperlich und psychisch ging?
Mein Freundes- und Bekanntenkreis war doch schon mit der palliativen Diagnose größtenteils überfordert, ganz zu schweigen von meiner Familie. So habe ich dann erst einmal bis Oktober 2017 mit dem Schreiben pausiert und ausschließlich telefonisch mit dem ein oder anderen kommuniziert.

Was in dieser Zeit passiert ist bzw. wie es hinter der Fassade zu diesem Zeitpunkt aussah, beschreibe ich in einem folgenden Artikel.

Danke fürs Lesen!!