Ein Wochenende unter dem Motto Umweltschutz und Nachhaltigkeit – das 1.Nordsee-Cleanup
„de Umwelt to leev – der Umwelt zu liebe …“

In Kooperation zwischen Meer Gesundheit und Perpetuum Mobility e.V. fand am
02. und 03. August 2019 fand das 1. Nordsee-Cleanup statt. Als ehrenamtliche Vertreterin von Meer Gesundheit (eine Marke der WirMarkt eG) durfte ich den Abend der Nachhaltigkeitsvorträge eröffnen und moderieren und in meiner einleitenden Rede habe ich auch erklärt, wie es überhaupt zum 1. Nordsee-Cleanup kam.
Nachfolgend nun Auszüge meiner Rede, kursiv ist der Teil, den ich in meiner freien Rede „unterschlagen“ hatte.

… Ich bin so eine der Zugezogenen, seit 15 Monaten lebe ich mit meiner Mutti, einem Hund und einer Katze hier in Norddeich. Uns hat es wie viele der Zugezogenen aus gesundheitlichen Gründen an die Nordsee verschlagen. Wir haben uns vom ersten Tag wohlgefühlt, lieben nicht nur die Landschaft, sondern auch die Mentalität und Kultur Ostfrieslands. Wenn man neu an einen Ort kommt, fallen einem manchmal Dinge besonders auf, die man in seiner Routine vielleicht manchmal gar nicht mehr so wahrnimmt. Und so erging es mir bei meinen täglichen Spaziergängen am Hundestrand. Zigarettenkippen/Zigarettenstummel bei fast jedem Blick zum Boden. Ein Anblick den man leider auch aus der Stadt viel zu häufig kennt. Anfang dieses Jahres dachte ich dann, da muss man doch jetzt mal etwas machen …

[spannenderweise begann dann ein paar Wochen später die erste Berichterstattung über das Thema Müllentsorgung von Zigarettenkippen aufgrund der europäischen Verordnung im öffentlichen Raum. Diese Berichte habe ich mit großem Interesse verfolgt. Als relativ junges Mädchen hatte ich die Gelegenheit Asien und unter anderem auch Singapore zu bereisen. Dort konnte man quasi von der Straße essen, so sauber waren diese, keine einzige Zigarettenkippe zu sehen – ich spreche hier von den Anfang 80er Jahren. Damals wurden dort schon für das Wegschmeißen von Zigarettenkippen Strafen in Höhe von damals umgerechnet 1000 DM erhoben, also ungefähr € 500,00. Bis heute werden nur in wenigen deutschen Städten Strafen für das Wegschmeißen von Zigarettenkippen erhoben und wenn, dann kostet es maximal € 100.
Mit ehrenamtlicher Arbeit groß geworden, war schnell klar, wir müssen den Strand von den Kippen befreien, aber viel wichtiger, man muss den Menschen erklären, dass sie der Umwelt großen Schaden zufügen.]

Aus meiner alten Berufstätigkeit wusste ich, dass die Tabakindustrie hin und wieder Taschenaschenbecher hergestellt hat und diese kostenfrei verteilt. Also schnell die alten Kontakte angepiepst und siehe da, plötzlich stand 1 Europalette Taschenaschenbecher auf unserer Einfahrt. Klar war auch, dass nicht einfach die Aschenbecher verteilt werden sollten, sondern eine Botschaft an die Raucher gegeben werden sollte, wie schädlich das wilde Entsorgen der Zigarettenkippen ist. Puh, so stand ich also mit der Europalette auf der Einfahrt und ja natürlich kann ich die Aktion alleine mit meinen Bekannten hier vor Ort durchführen, allerdings wäre das sehr zeitintensiv geworden. Andere mir bekannte Organisationen wollte ich nicht ansprechen, da ich in den vergangenen Wochen gelernt hatte, das man gerne bei neuen Ideen / Lösungsansätzen oft zu hören bekam … „ne, das haben wir schon immer so gemacht, lass mal das muss nicht sein“ … übrigens nicht unbedingt von Ostfriesen, um nicht das klassische Klischee zu bedienen, sondern eher von Zugezogenen, die einfach schon viele, viele Jahre hier leben …
Tja und dann war ich am 12.06., also vor genau 7 Wochen auf Norderney und habe durch einen Zufall Elisa Bodenstab kennengelernt. Und da war klar, die Strandsäuberung und das Verteilen der Taschenaschenbecher erfolgt mit dem Verein Perpetuum Mobility. Elisa machte sofort den Vorschlag auch noch Vorträge zu dem Thema anzubieten, was für eine tolle Idee … und so stehen wir nun hier 7 Wochen später und freuen uns mit Ihnen auf einen regen Gedankenaustausch.

Meine Krebserkrankung, die mir vor fast genau drei Jahren diagnostiziert wurde und die ich leider noch nicht überwunden habe, hat mir bewusstgemacht, wie wichtig es ist, nicht nur auf sich und seinen Körper zu achten, sondern auch auf die Umwelt, auf die Natur. Krebs ist so eine vielfältige Erkrankung, die so unterschiedliche Ursprünge bei den einzelnen Betroffenen hat. Und egal ob krank oder gesund, eine gesunde Ernährung ist für uns alle ein wichtiger Bestandteil. Deshalb müssen wir aktiv werden und die Natur schützen, für uns und für die Generationen, die uns folgen … de Umwelt to leev, der Umwelt zuliebe

Sehr berührt hat mich, dass meine Ma während meiner Erzählung über meine Krebserkrankung plötzlich aufstand und ohne Rollator in meine Richtung tippelte, mich in den Arm nahm und mir ins Ohr flüsterte, dass sie stolz auf mich sei und ich doch einiges von ihr gelernt hätte (sie hatte in Mettmann über zehn Jahre den Dreck-Weg-Tag in unserem Stadtteil organisiert und federführend umgesetzt). Eine Woche vor diesem Event ist sie 85 Jahre alt geworden und aufgrund ihrer Krankheit oft auch sehr eingeschränkt …

Im Anschluss haben Elisa Bodenstab und Chris Weigand dann ihre Nachhaltigkeitsvorträge gehalten, die zum Nachdenken anregten, wütend und traurig machten, jedoch auch sehr inspirierend waren.

Elisa Bodenstab, die Mitorganisatorin und 1. Vorsitzende von Perpetuum Mobility e.V., hat mit ihrem Vortrag „Kleine Schritte für große Veränderungen“ viele Alltagssituationen aufgezeigt, in denen wir uns nachhaltiger und umweltbewusster verhalten können. Fazit: Es zählt jede kleine Aktion. Nur so schaffen wir es unsere Gesellschaft langfristig umweltfreundlicher zu gestalten. Insbesondere die Gefahren, die durch die weggeschmissenen Zigarettenkippen entstehen, und Best Practice Beispiele, um diesen entgegenzuwirken, wurden sehr eindrucksvoll von Elisa erklärt.

Der zweite Vortrag wurde von Christian Weigand, Gründer von Blue Awareness e.V. und seines Zeichens Meeresschützer, gehalten. In seinem Vortrag hat er sehr eindringlich die Folgen der Meeresverschmutzung, nicht nur durch achtlos weggeschmissene Zigarettenkippen, sondern hauptsächlich durch Plastikmüll aufgezeigt. Die Folgen für die Meeresbewohner sind qualvoll und tödlich, die entsprechenden Bilder verstörend, ich konnte gar nicht hinsehen, es hat mir förmlich den Hals zugeschnürt. Dennoch konnte Chris Weigand das Publikum motivieren. Jeder ist am Ende mit einer Idee nach Hause gegangen, wie er oder sie zukünftig Plastikmüll einsparen kann. Und wenn jeder von uns weiterhin täglich drei Müll-Dinge aufhebt und richtig entsorgt, können wir gemeinsam ganz schön viel erreichen – de Umwelt to leev. Die anschließende Moderation fiel mir wirklich schwer.

Am nächsten Morgen waren Elisa und ich dann wirklich überwältigt, dass sich zahlreiche Menschen am Treffpunkt Hundestrand eingefunden hatten und erfreulicherweise auch einige der Vortragsbesucher des Vorabends. 30 Frauen und Männer bzw. Familien hatten sich freiwillig gemeldet, um den Norddeicher Strand nicht nur von Zigarettenkippen, sondern von jeglichem Müll zu befreien. Insbesondere die Kinder, die auch schon am Vorabend bei den Vorträgen dabei waren, zeigten viel Enthusiasmus. Nach knapp 4 Stunden waren Tausende (!!) Zigarettenkippen eingesammelt und auch anderer Müll wurde in mehreren Säcken gesammelt.

Abschliessend bleibt mir bzw. uns an dieser Stelle nur noch einmal ein DANKE in Richtung Sponsoren zu senden. Sie haben uns unterstützt und uns ihr Vertrauen in unser Konzept und unser Team gegeben! Bei der Sponsorenakquise wurden Elisa und ich vom Norder bzw. Norderneyer Dipl.Biologen und Facharzt Wolfgang Schenk hervorragend unterstützt. Und so konnten wir gemeinsam die nachfolgenden Unternehmen für unsere Idee gewinnen:
Norddeicher Gastfreunde GmbH, Nordsee GmbH, RENN.nord, Fresena Volksbank Norden, der Württembergischen Versicherung Büro Peter Clüver, der OGV Ost-Friesischer Getränkevertrieb GmbH, Grünhoff sowie Dirk Meissner, ein Kölner, mehrfach ausgezeichneter Karikaturist. Er veröffentlicht regelmäßig in der Süddeutschen Zeitung, hat bereits einige Cartoon-Bände herausgegeben und seine Arbeiten werden aktuell im Museum gegenstandsfreier Kunst in Otterndorf bis zum 27.10.2019 ausgestellt. Ihm haben wir die humorvolle Postkarte „Wir kümmern uns um die Raucher, die nicht wissen, wohin mit den Kippen“ (– ab auf den Laster) zu verdanken. Dirk und mich verbindet neben dem Studium in Köln auch die Mitgliedschaft in der Studenteninitiative Marketing zwischen Theorie und Praxis (MTP) e.V.. Schön, dass es da auch immer wieder Berührungspunkte nach dem Studium gibt. Und danke, dass uns das Postkartenmotiv unentgeltlich zur Verfügung gestellt wurde.

Und schließlich muss man die BAT erwähnen, auch wenn wir alle wissen, dass Rauchen ungesund ist. Es sollte niemand in seiner freien Entscheidung bevormundet werden und aus meiner / unserer Sicht ist es auch wichtig zu erfahren, dass sich auch Tabakkonzerne mit dem Thema Umweltschutz auseinandersetzen. British American Tobacco (BAT) aus Hamburg hat uns die 7.000 Taschenaschenbecher kostenlos zur Verfügung gestellt. Umweltschutz ist ein fester Bestandteil ihrer Nachhaltigkeitsagenda. Mit der Verteilung von kleinen Taschenaschenbechern an erwachsene Raucher wollen sie dabei helfen, die Umwelt sauber zu halten und gleichzeitig zu einem besseren Miteinander von Rauchern und Nichtrauchern beitragen. Hat die kleine Dose ausgedient, kann sie umweltgerecht entsorgt werden: Sie ist zu 100 Prozent recycelbar.

Die gesamte werbliche Umsetzung wurde hervorragend von Nina Clüver, Clüver Grafikdesign, die ihre Arbeit ebenfalls kostenneutral zur Verfügung gestellt hat, umgesetzt.

Was für ein Wochenende, so tolle Menschen kennengelernt und einiges für die Umwelt bewegt – de Umwelt to leev – der Umwelt zuliebe!!